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    Lebenszeugnis Maria W.

    Ohne Tracht und Tam-Tam

    Maria W. (*1957), Erzieherin

    Eine nannte mich „Antichrist“ – andere waren fassungslos – und wieder andere sagten zu mir: Du bist verrückt! ... und vielleicht hatten sie alle Recht mit ihren je persönlichen Reaktionen und Äußerungen, damals vor fast 40 Jahren. Es war im Sommer 1977, ich hatte soeben meine Ausbildung zur Erzieherin beendet und war knappe 20 Jahre alt, als ich von daheim auszog, um in einer ganz anderen Gegend, in einer anderen Lebensform, in einer anderen Lebensgemeinschaft … einen neuen Weg zu beginnen.

    Kennen gelernt hatte ich diese Gegend, diese Lebensform, diese missions-benediktinische Gemeinschaft durch die mehrmalige Teilnahme an Seminaren und Wochenendkursen in der Jugendbildungsstätte auf dem Kupferberg bei Detmold. Dieser Ort und die Menschen, die dort lebten und wirkten, hatten für mich eine derartige Ausstrahl- und Anziehungskraft, die ich gar nicht mit Worten beschreiben kann. Dazu kam eine sehr konkrete und lebendige Verbindung zu den Missionsländern in Ostafrika und in Lateinamerika, in denen Frauen der Gemeinschaft tätig sind. Ob es das war, was mich so anzog? Ohne Tracht und ohne Tam-Tam mit und für die arme Bevölkerung zu leben und zu arbeiten? Ich weiß es nicht. Jedenfalls war ich Feuer und Flamme und diese Begeisterung spüre ich noch heute.
    Ganz im Dienst Gottes – ohne Tracht und ohne Tam-Tam – für die Ärmsten: dieses Lebensprogramm, mit dem ich bei den Frauen des Säkularinstituts St. Bonifatius auf dem Kupferberg erstmals konfrontiert wurde, war stärker als alle Aussichten auf ein tolles Karriereleben, gutsituiert und abgesichert in den damals sich mir bietenden Lebensumständen.

    „Geh, zieh fort!“
    So steht es in der Bibel über den Glaubensvater Abraham, so durchtönte und drängte es auch mich, und so zog ich fort aus meinem Heimatland, von meiner Verwandtschaft und vom Haus meines Vaters in das Land, das Gott mir zeigen wollte…
    Und was hat Er mir alles gezeigt!!! Nach der zweijährigen spirituellen Einführung in das gottgeweihte Leben als missions-benediktinische Frau, unterwegs mit anderen, die sich zur gleichen Lebensgemeinschaft berufen fühlten, ging der Weg tatsächlich ins Unbekannte, wie bei Abraham. Dieser Weg führte mich zunächst zu den Kindern, den Müttern, den Familien, die an der Nordsee oder in der Rhön durch Reha- und Erholungsmaßnahmen ganzheitliche Hilfe für Leib und Seele suchten.
    Schon bald merkte ich, wie mein jugendlicher Wunsch – etwas für das Reich Gottes zu tun – sich langsam zu verwandeln begann in eine weitere innere Erfahrung, nämlich dass nicht ich tue, dass nicht ich mache…, sondern dass Er selbst das Seine durch mich austeilen möchte. Die Leitungsaufgaben im Kinderkurheim Westerland von 1990-1998 und danach bis 2011 in unserem Zentrum auf dem Kupferberg haben wesentlich zu dieser Erkenntnis beigetragen.

    „Zieh fort aus deinem Heimatland …“
    Im Herbst 2011 hieß es dann wieder neu, wie schon so oft: Geh, zieh fort… Der Weg führte mich diesmal für zunächst 3 Jahre nach Rwanda / Kongo (Afrika). Ohne Sprachkenntnisse, ohne eine klare Vorstellung davon, wie ich dort „das Seine austeilen“ würde, mit einer blassen Ahnung, dass die dortige Mentalität eine völlig andere ist…, wurden diese 3 Jahre für mich zu einer weiteren Lebens- und Glaubensschule. Die innere Freude, dort tatsächlich den Ärmsten zu begegnen, lässt sich kaum mehr toppen, aber sie war stets gepaart mit einer weiteren Erfahrung, die ich so beschreiben würde: Nicht ich habe etwas von Ihm in der Hand zum Austeilen, nicht ich bin die Aktive, sondern umgekehrt: Er hat mich in der Hand und will mich austeilen, wie Brot…. Ich habe den Eindruck, diese Gabe zu leben ist tatsächlich eine lebenslängliche Aufgabe.

    „… in das Land, das ich dir zeigen werde“
    Als ich 2014 gebeten wurde, wieder auf den Kupferberg zurückzukehren, stand da wieder Gottes Ruf vor mir: Geh, zieh fort… Immer mehr scheint sich für mich zu bewahrheiten, dass das Abschiednehmen und Vorangehen einen zentralen Platz im Leben beansprucht und einnimmt. Abschied von Menschen, von Dingen, von Orten, von Aufgaben…, denn erst wenn das Vergangene verabschiedet und bedankt ist, beginnt die Gegenwart aufzuleuchten, die leidenschaftlich gelebt werden will. Und für die Zukunft bin ich hoffnungsvoll gespannt, wohin der Geist Gottes mich und uns als Gemeinschaft noch treiben wird, welch „unbekanntes Land“ im übertragenen Sinn noch zu durchschreiten ist. Eins ist dabei gewiss: es ging und es geht nur „im Vertrauen auf Gottes Beistand und Gnade…“    (Zitat aus unserer Gelübdeformel)

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