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    Lebenszeugnis Maria L.

    „Suchet, und ihr werdet finden. Klopfet an, und es wird euch aufgetan werden."

    Maria L. (*1947), Lehrerin

    Diese beiden Sätze aus dem Matthäusevangelium (Mt 7,7) sind uns sehr geläufig, vor allem der erste Teil, der Eingang in die Sprichwörter gefunden hat. Ich möchte einen vielleicht etwas gewagten Perspektivenwechsel vornehmen, wenn ich über die Geschichte meiner Berufung nachdenke. In Gottes Liebesgeschichte mit mir hat ER die Dinge auf den Kopf gestellt:  Nicht ich habe IHN gesucht, sondern ER hat mich gesucht und mich gefunden. Nicht ich habe angeklopft, sondern ER hat angeklopft, und ich habe IHM die Tür meines Herzens aufgetan.

    Wie geschah das?
    Mit fünf Brüdern bin ich in einer Kleinstadt in Südostwestfalen auf einem Bauernhof aufgewachsen. Nach dem Abitur begann ich an der Universität Münster Anglistik und Geographie zu studieren. 1973 schloss ich mein Studium mit dem Staatsexamen ab. Fast sieben Jahre eines bewegten  Studentendaseins lagen hinter mir:  Als junges Semester war ich bei den Studentenrevolten der 67/68er Jahre mittendrin gewesen, nicht nur im Strahl der Wasserwerfer, die die Polizei gegen eine aufgebrachte Studentenschar einsetzte. In Fachschaften und Gremien setzte ich mich dafür ein, dass der Slogan ‚Unter den Talaren Muff von tausend Jahren‘ nicht nur eine Parole bei Demonstrationen blieb, sondern der Muff auch beseitigt würde. Mit einigem Erfolg!
    Aufgrund meiner Fächerkombination aber waren nicht nur  Hörsäle, Bibliotheken und der Schreibtisch mein Arbeitsfeld. Ich war viel unterwegs in europäischen und außereuropäischen Ländern. Am häufigsten zog es mich nach England. Ein an der London University verbrachtes Sommersemester bot mir eine breite Palette von „Events“ des  „Swinging London“. Als vielseitig interessierte Studentin ließ ich, salopp gesagt, nichts „anbrennen“. Doch unaufhaltsam rückte das Ende der Studienzeit näher und damit auch die Frage meiner beruflichen Orientierung. Nach dem Staatsexamen war ich sehr unschlüssig, welchen Weg ich nun einschlagen wollte: Eintritt in den diplomatischen Dienst des Auswärtigen Amtes; eine Promotion in Geographie, oder vielleicht beides….? Viele Tore standen offen! Das Leben lag vor mir; ich brauchte es nur mit vollen Händen zu greifen. Und ich wollte es genießen in all seinen Facetten! Doch  irgendwie bahnte sich in dieser Zeit innerlich etwas in mir an, was ich nicht in Worte fassen kann, etwas, das sich zunächst leise andeutete in Zweifeln an den zu treffenden Entscheidungen.

    Erste „Klopfzeichen“
    Dann geschah Ostern 1975 etwas ganz Unvorhergesehenes, nichts Spektakuläres  im eigentlichen Sinn, aber dennoch für mein Leben etwas „Umwerfendes“ im wahrsten Sinn des Wortes: Ohne es zu wissen, begegnete ich Frauen des Instituts Sankt Bonifatius in London, in deren Hostel „House Lioba“ ich mich für eine Woche einquartiert hatte. Äußerlich war nicht erkennbar, dass es sich hier um Mitglieder einer Weltgemeinschaft, eines missionsbenediktinischen Säkularinstituts, handelte. Sie trugen keine Tracht, hatten keine Klausur, sondern lebten und arbeiteten mitten in der Welt der Riesenmetropole London in den verschiedenen Aufgabenbereichen des „German Centre“. Nicht verborgen jedoch und sehr wahrnehmbar für die Gäste von „House Lioba“  waren die Offenheit, die warme Atmosphäre und eine herzliche Gastfreundschaft, mit der die Gäste empfangen wurden. Bisher hatte ich in England immer in Studentenwohnheimen oder Privatunterkünften logiert, mal besser, mal schlechter – aber hier gab es noch etwas Besonderes. Was war es nur?
    Nach meiner Rückkehr nach Deutschland spürte ich immer noch leise und behutsam doch deutlich, dass jemand an die Tür meines Herzens klopfte und mich auf einen Weg wies, den ich mir weder erträumt noch ersehnt hatte. Niemals war in meinem Lebenshorizont die Frage nach einer geistlichen Berufung aufgetaucht; auch in London stellte sich mir zu dem Zeitpunkt die Frage so noch nicht. Zwar bin ich in einem katholischen Elternhaus aufgewachsen, aber Theorie und Praxis des Glaubens waren mehr und mehr im Laufe der Jahre verdunstet. Was das anging, war ich in den Kinderschuhen stecken geblieben. Wer hätte das deutlicher formulieren können als meine Mutter, die den Gründer der Gemeinschaft, Pater Cyprian Mayr OSB, warnte: „Eines muss ich Ihnen sagen, Herr Pater; fromm ist meine Tochter nicht!“
     
    Die eine Tür ….
    Es dauerte zwei Jahre, bis mir klar wurde, dass Gott es war, der mich gesucht und  gefunden hatte. ER wollte mich glücklich machen und mir die Erfüllung all meiner Gaben schenken. Die Begegnung in London mit dem missionsbenediktinischen Säkularinstitut Sankt Bonifatius, in das ich 1977 eintrat, war für mich kein Zufall.  Ich wusste: Dein Weg führt durch die eine Tür, die es wert ist, dass Du die anderen schließt. Mir ging es wie dem reichen Kaufmann, der kostbare Perlen besaß. „Als er eine besonders wertvolle Perle fand, verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte sie“ (Mt 13,45).  Ich durfte die Erfahrung machen, dass ich unendlich viel mehr zurückgeschenkt bekam, als ich aufgegeben hatte. Mein ursprünglicher Berufswunsch, mitten im gesellschaftlichen und politischen Leben tätig zu werden, ein Stück Welt zu gestalten, verwirklichte sich auf ganz andere Weise als geplant, aber nicht minder anfordernd und spannungsreich. Mein Auftrag, junge Menschen bei ihrer Suche nach Sinn und einem tragfähigen Lebenskonzept zu begleiten, führte mich zuerst nach Paris, dann in die Jugendbildungsstätte Kupferberg im Zentrum unserer Gemeinschaft in  Detmold und schließlich nach Rom. 2012 bin ich an den Ort meiner ersten Liebe zurückgekehrt nach London in das Hostel „House Lioba“. Ich möchte die jungen Frauen, die bei uns wohnen, das erfahren lassen, was mir einst als das „Besondere“ aufgefallen war: die unsichtbare Quelle, aus der die Mitglieder dieser Gemeinschaft schöpften! Als kleine Gruppe des Säkularinstituts Sankt Bonifatius versuchen wir heute wie damals im benediktinischen Geist des „ora et labora“ hier in London etwas vom Wesen Jesu Christi lebendig werden zu lassen, seine Freude, seine Güte und Barmherzigkeit sichtbar und greifbar zu machen.

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