• Aktuelles
  • Über uns
  • Weltweit
  • Missionsprojekte
  • Begegnung
  • Berufung
  • Downloads & Links
  • Kontakt
  • de en es
    Lebenszeugnis Agnes S.

    Ohne zu suchen fand ich sie ...

    Agnes S. (*1942), Hauswirtschaftsleiterin

    Die Entstehung meiner Berufung zum geweihten Leben ist atypisch: weder suchte noch wollte ich sie. Darum begleitet mich bis heute das Staunen über Gottes Wege. Zwar bekam ich durch Elternhaus, Schule und Teilnahme am kirchlichen Gemeindeleben ein gut fundiertes Glaubensgebäude. Aber meine jugendlichen Zukunftsideen waren vor allem geprägt von Abenteuerlust und Unabhängigkeit. Mit 18 Jahren meldete ich mich für ein Vorbereitungsseminar für EntwicklungshelferInnen, mit Einsatzwunsch in Afrika. Natürlich wurde ich nicht akzeptiert, weil zu jung, zu blond, und ohne Berufsausbildung. Die Verantwortlichen der Institution rieten mir, einige Jahre später zusammen mit dem Ehepartner auszuziehen. Zwar gab es einen „Anwärter“, der aber war nicht bereit, mit mir nach Afrika zu gehen!

    Die ersten Kontakte
    Zum Abschluss meines Studiums hatte ich einen ersten Kontakt mit den Frauen des missionsbenediktinischen Säkularinstituts St. Bonifatius, während einer Kursteilnahme in der dortigen Jugendbildungsstätte Detmold. Daraus ergab sich ein zweiter und intensiverer, nämlich die Mitarbeit in dem damals von ihnen geleiteten ‚Foyer Porta‘ in Paris, einem Wohnheim für Studentinnen und einer Au-pair-Vermittlung. Ein Jahr lang genoss ich die gute Atmosphäre des Hauses, des Teams und nicht zuletzt die pulsierende Stadt Paris. Nach Deutschland zurückgekehrt, bewarb ich mich für das Lehramt an einer Berufsschule und fand darin augenscheinlich meine Lebensaufgabe.

    Das Kartenhaus fiel im Nachtzug
    Aber: „Aller guten Dinge sind drei“: Kurz vor Beginn der Sommerferien 1968 kam aus Foyer Porta die Anfrage nach einer vierwöchigen Halbtags-Urlaubsvertretung . Die Pariser ziehen in den heißen Sommermonaten aus der Stadt, ich zog ein. Was zog mich? Ich stellte mir gar nicht die Frage. Die Frauen des Institutes aber legten meine schnelle Zusage als Zeichen einer endgültigen Entscheidung für ein Leben in ihrer geistlichen Gemeinschaft aus. Ich fühlte mich überrumpelt, streckte meine Stacheln aus, doch der im Innern errichtete Wehrturm bekam einen Riss. Und auf der Heimfahrt mit dem damals noch langsamen Nachtzug, im gleichmäßigen Rattern der Räder, fiel das Kartenhaus der Abwehr völlig zusammen. Immer wieder stammelte ich: Christus, willst du diese Lebensentscheidung für mich? Kannst du mich wirklich gebrauchen? Ich vernahm die Stimme, die in jedem Menschen ist und die er nicht für das Echo seiner eigenen halten kann.

    Per VW-Käfer ins neue Leben
    Augen haben und Betrachten ist nicht dasselbe. Mit den inneren Augen betrachtete ich, was ich bei den Frauen des Instituts gesehen hatte und was mich anzog: die unauffällige geistliche Lebensform mitten in der Welt, ganz nah am Menschen, Gebet als Kraftquelle, das geschwisterliche Miteinander, auch bei der Lösung von Konflikten im Alltag; die ehrfürchtige Zuwendung zu hilfesuchenden und verirrten Menschen, die Gastfreundschaft… Beim Besuch des Zentrums in Detmold traf ich die Leiterin, die gerade von einer Missionsreise aus Afrika zurückkehrte und tief beeindruckt erzählte. Einige Wochen später bat ich um Aufnahme ins Institut, wartete noch die Kündigungsfrist im Schuldienst ab und fuhr im Frühjahr 1969 mit meinem alten WV-Käfer ins neue Leben.

    Eine neue Hierarchie der Werte
    1979 wurde auch mein Jugendtraum wahr: Aussendung als Missionarin, nicht nach Afrika sondern nach Guatemala-Mittelamerika. Mission und Entwicklungshilfe verschmolzen in den verschiedensten Pastoral- und Sozialprojekten zu einer Einheit: in der Begleitung indigener Gemeinden, in der ganzheitlichen Bildung von Frauen, in Landprojekten für landlose Bergbauern, in der Aus- und Weiterbildung von pastoralen Mitarbeitern. An Abenteuern fehlte es ebenfalls nicht: in schweren Zeiten des Bürgerkrieges, bei Mafia- und Bandenunwesen auf den Straßen, aber auch im Integrationsprozess in einer ganz anderen Kultur, bei der ich auch meine Grenzen erfuhr. An der Seite unserer guatemaltekischen Mitschwestern übte ich eine neue Hierarchie der Werte ein: Wichtiger als schnelle und effiziente und individuelle Leistung ist gemeinsames Tun, im friedlichen Miteinander, mit Zeit für Gespräche, mit Blick für die kleinen Dinge. In ihren Familien habe ich die Ehrfurcht zum alten Menschen erspürt, die Liebe zur Natur und das tiefe Vertrauen zum Schöpfer-Gott, der das Herz des Himmels und der Erde ist.
    Nach 35 Jahren Mission bin ich nun wieder in Deutschland. Von Herzen danke ich Gott für das Leben in Fülle und die Freiheit, die in der Bindung an Ihn erwächst, alles Geschenke seiner Treue und Gnade.


    weitere Beiträge / zurück zur Übersichtsseite