KreuzWeg
Den Weg Jesu nachgehen
KreuzWeg: eine uralte Gebetsform, anhand derer Menschen betend und mitleidend den Weg Jesu vom Gericht bis zur Grablegung meditieren und 'nachgehen'. Der Weg besteht traditionell, wie auch hier im Park, aus vierzehn Stationen, von denen die meisten an die biblischen 'Szenen' der Passion Jesu erinnern. Diejenigen Stationen, die ihre Grundlage nicht in der Bibel haben, sind solche, die eine weitere, betende und meditierende Ausfaltung des Geschehens anbieten: Sie erzählen von Begegnungen und Hindernissen auf dem Weg, betonen die schiere Wucht des Geschehens und weisen hin auf seine Bedeutung.
Es gibt verschiedene Weisen, einen solchen Kreuzweg zu 'gehen':
Zum Beispiel im einfachen Nachgehen und Anschauen: die Künstlerin, die diesen Kreuzweg geschaffen hat, hat die einzelnen Szenen auf die Gesichter, oft das Antlitz Christi, fokussiert. So sind sie wie ein Gegenüber, das zum Austausch einlädt: Was hat dieser Weg für Jesus bedeutet? Was bedeutet Sein Weg für mich?
Oder Sie folgen den Stationen und halten für einen Moment inne, wenn etwas Sie anspricht und sich mit Ihrer Lebenssituation 'verknüpft'.
Man kann einen Kreuzweg auch im Gebet für Andere gehen: für Menschen im eigenen Freundes- und Bekanntenkreis, oder für alle jene, die auch heute ähnliche Schicksale erdulden wie Jesus vor mehr als 2000 Jahren.
Oder Sie nehmen als Anregung für Ihr persönliches Nachdenken die untenstehenden Impulstexte zu den einzelnen Stationen, die ebenfalls Bezüge herstellen zu unserem Leben (und Leiden) hier und heute und sie mit Jesu Weg verbinden.
Eine Anrufung (z.B. „Gekreuzigter Erlöser – erbarme dich unser!") oder ein persönliches freies Gebet kann die Betrachtung jeder Station abschließen.
I
1. Station: Pilatus verurteilt Jesus zum Tode. (Lk 23)
Ich nicht.
Ohne mich.
Ich war nicht dabei.
Ich habe nichts gesagt.
Ich wasche meine Hände.
In Unschuld?
II
2. Station: Jesus nimmt das Kreuz auf sich (Joh 19,17)
Unerträglich.
ER trägt.
Nicht zum Aushalten.
ER geht und trägt.
Ich kann nicht.
ER tut.
Ich will es nicht.
Vater, Dein Wille geschehe.
III
3. Station: Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz.
Gefallen.
Rückfall.
Unfall.
Todesfall.
Krankheitsfall.
Katastrophenfall.
Ein Fall für IHN?
IV
4. Station: Jesus begegnet seiner Mutter
Begegnung.
Ihre Augen sind seine Augen.
Eins mit seinem Schmerz.
Den eigenen nicht achten.
Ohne Worte.
Vom Mutterleib bis zum Grab
reines Dasein-für.
V
5. Station: Simon von Kyrene hilft Jesus das Kreuz tragen (Mt 27,32)
Gerne helfe ich.
Morgen. Nicht heute, nach einem Tag schwerer Feldarbeit.
Ich bin auch nur ein Mensch.
Okay, ER auch. Ich fasse an.
In Ewigkeit wird dies nicht vergessen.
VI
6. Station: Veronika reicht Jesus das Schweißtuch
Kleine Geste voll großer Liebe.
Eine sieht.
Sie übersieht nicht.
Sie reicht das Notwendige.
Sein Bild – ihr eingeprägt für immer.
VII
7. Station: Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz
Zu schwer die Last.
Ich kann nicht mehr.
Wozu?
Aufstehen und Weitergehen –
Wohin?
Nur in eine Richtung,
dorthin, wo ER ist...
VIII
8. Station: Jesus begegnet den weinenden Frauen (Lk 23,27ff.)
„Weint nicht über mich..."1
Weint über die zerstörte Schöpfung
Über die Folgen des Klimawandels
Über Leid und Tod durch rücksichtslose Kriege
Über schreiende soziale Ungerechtigkeit
Über Lieblosigkeit und Gleichgültigkeit in euren Beziehungen...
Weint und bringt eure Tränen vor Gott, denn diese Tränen können heilen...
IX
9. Station: Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz
Gefallen – sagen sie, und meinen damit getötete Soldaten.
Dennoch:
Soldaten auf beiden Seiten sind auch
Väter, Söhne, Brüder, Freunde, Arbeitskollegen...
Sie hinterlassen
Frauen, Kinder, Eltern, Freunde, Arbeitskollegen...
Wann hört es endlich auf?
X
10. Station: Jesus wird seiner Kleider beraubt (Joh 19,23-24)
Nichts mehr.
Der letzte Anstand genommen.
Bloßgestellt vor aller Augen.
Angestarrt.
ER schaut nach innen.
Die letzte Würde können sie ihm nicht nehmen.
Sie kommt vom Vater.
XI
11. Station: Jesus wird ans Kreuz genagelt (Lk 23,33f.)
Aufs Kreuz gelegt.
Festgelegt auf das, was ER gesagt und getan hat.
Festgelegt auf die Folgen unseres Handelns.
Festgelegt auf die Missstände aller Zeiten.
Verantwortlich gemacht für alles, was geschieht.
Der Preis unserer Freiheit?
"Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun..."2
XII
12. Station: Jesus stirbt am Kreuz (Lk 23,44-46)
Die Sonne verdunkelt sich –
mitten am Tag.
"Und Jesus rief mit lauter Stimme:
'Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.'"3
XIII
13. Station: Der Leichnam Jesu wird vom Kreuz abgenommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt
Von ihr wurde ER geboren
zu ihr kehrt ER zurück.
Wer fragt nach ihrem Schmerz?
In ihrem Schmerz
der Schmerz aller Mütter dieser Welt
bodenlos und ohne Worte
Dennoch – aufgehoben bei IHM
14. Station:
Jesus wird ins Grab gelegt (Mk 15,46)
Stille...
Totenstille?
Stille Hoffnung –
lebendige Stille
Auferstehung bereitet sich vor
Das Leben – ins Grab legen?
„Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?"4
Übrigens:
Der Mosaikkreuzweg, die Lioba- und und die Marien-Stele wurden alle von einer Künstlerin des Instituts St. Bonifatius geschaffen, Else Hildegard Bircks (1903-1994) – ebenso wie die Glasfenster in der Lioba-Kapelle.
1 Lk 23,28 2 Lk 23,34 3 Lk 23,46 4 Lk 24,5
Bibeltexte: Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift © 2016 Katholische Bibelanstalt GmbH, Stuttgart.
Alle Rechte vorbehalten. Abdruck mit freundlicher Erlaubnis des Kath. Bibelwerks Stuttgart.