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    Segen der Erinnerung

    Segen der Erinnerung

    Erinnerung ist ein seltsames Ding.

    Im Plural entstehen sie aus unseren Erfahrungen, machen aus der Vergangenheit Gegenwart, und ändern bisweilen die sogar Vergangenheit. (Zumindest für uns. Dasselbe Ereignis bekommt so viele Gestalten, wie es Menschen gibt, die sich daran erinnern.)

    Wir ‚machen‘ also unsere eigenen Erinnerungen – aber sie ‚machen‘, sie prägen auch uns. Denn wer hätte sie nicht: diese Erinnerungen, die noch auf Jahre hinaus quälen und belasten können. Aber auch das andere: Erinnerungen, denen der Staub der Jahre nichts anhaben kann. Erfahrungen, die noch im Erinnern leuchten. Die bleiben, wenn alles andere versinkt. Erinnerungen sind die Wurzeln unserer Existenz – unserer Verzweiflung wie unserer Sehnsucht.

    Manchmal ist es ein Lied, das längst vergessene Türen wieder öffnet. Und sofort ist es wieder da: das Gefühl von damals, ja sogar Gerüche, Geräusche, Empfindungen. Plötzlich werden wir weich, dankbar, traurig – was auch immer es war, das damals war. Plötzlich sind Menschen wieder lebendig, die der Welt für tot gelten. Nicht für uns. Sie bleiben Teil unseres Lebens, und so sind sie lebendig. Eben für uns.

    In solchen stillen Stunden zieht die Zeit Kreise, und die Wellenschläge aus der Vergangenheit erreichen immer noch das Ufer unserer Gegenwart. Paradoxerweise ist sogar die Erfahrung von Sinn in unserem Leben an das Vergehen der Zeit gebunden. Nur im Rückblick, nur im Anerkennen der Vergänglichkeit wird das Bleibende sichtbar, das Ge- und Erlebte kostbar.

    Das Kinderlachen mag ja verstummt sein; sei es unser eigenes oder das unserer Kinder. Es mag nichts gewusst haben vom Leben, wie es wirklich ist. Doch es war da, und es hat die Macht, auch das Heute und Morgen ein klein wenig heller zu machen.

     

    SEGEN SEI MIT DIR,

    der Segen der Erinnerung,

    wenn sich für einen Augenblick
    der Schleier hebt.

    Ein Steg an einem stillen See
    im Abendlicht;
    er spiegelt sich im Wasser
    und das Wasser spiegelt dich;
    das Holz der Bohlen
    unter bloßen Füßen
    noch warm
    wie in der Erinnerung aus Kindertagen.

    Und Du läßt einen Stein über´s Wasser springen,
    siehst Kreise wachsen, sich durchdringen,
    kleine Wellen, die ans Ufer schlagen,
    fließender Rhythmus von Geben und Empfangen.

    Die Zeit vergessend, läßt Du Dich nieder,
    lange Augenblicke voll Erinnerung und Fragen
    und Freude,
    daß da beides ist:

    das Gestern

    und

    das Heute.